Mit „Alga“ präsentiert nanimarquina seine fünfte Kollektion für das Jahr 2025 – ein Entwurf, der weit über die klassische Definition eines Teppichs hinausgeht. Was auf den ersten Blick als Designobjekt erscheint, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als vielschichtige Annäherung an ein Thema, das sowohl persönlich als auch universell ist: die Schönheit und Vergänglichkeit mariner Landschaften. Inspiriert von der ständigen Bewegung des Meeres, seiner organischen Formen und fließenden Übergänge, gelingt es nanimarquina textile Gestaltung als sinnliche Übersetzung dieser Dynamik zu nutzen.



Alga greift nicht nur visuelle, sondern auch haptische Qualitäten auf und schafft so ein Erlebnis, das mit der Berührung beginnt und im Kopf weiterwirkt. Der Teppich fordert dazu auf, Farbe nicht nur zu sehen, sondern zu spüren. Die Kombination aus handgesponnener afghanischer Wolle, neuseeländischer Schurwolle, lokaler Wolle und Jute führt zu einem Materialbild, das zugleich differenziert und natürlich wirkt. Alga vereint zwei aufwendige Techniken: die Struktur entsteht durch handgeknüpfte persische Knoten, gerahmt von einem flacheren, handgewebten Dhurrie. Diese textile Schichtung erzeugt eine subtile topografische Wirkung, die an Küstenlinien oder Meeresströmungen erinnert – eine bewusste visuelle Metapher für das, was in ökologischer Hinsicht zunehmend verschwindet.



Die unregelmäßige, freie Formgebung des Teppichs folgt keinem geometrischen Raster, sondern greift organische Bewegungen auf, wie sie in der Natur entstehen. Dabei ist es nicht allein die Form, sondern auch das Farbkonzept, das Alga zu einem bemerkenswerten Objekt macht. Drei Farbrichtungen – Grau, Ocker und Off-White – bilden die Grundlage für ein fein abgestimmtes Farbspiel, bei dem Akzente gezielt gesetzt werden, um Tiefe und Lebendigkeit zu erzeugen. Die Farbverläufe sind dabei nicht dekorativ im klassischen Sinn, sondern setzen auf Unregelmäßigkeit als gestalterisches Mittel – eine bewusste Entscheidung, die dem Teppich etwas Lebendiges, fast Pulsierendes verleiht. Die Sensibilität, mit der Material, Farbe und Form aufeinander abgestimmt wurden, ist charakteristisch für das Werk von nanimarquina .



Seit der Gründung ihres Unternehmens 1987 hat sie sich der Idee verschrieben, Teppiche zu entwerfen, die nicht nur funktional oder dekorativ sind, sondern emotionale Reaktionen hervorrufen. Mit Alga wird dieser Anspruch konsequent weitergeführt. Der Teppich fungiert als sensorisches Objekt im Raum, das Erinnerungen wecken, Assoziationen auslösen und Aufmerksamkeit lenken kann – in diesem Fall auf das fragile Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur. Wie in vielen Arbeiten der Designerin geht es auch hier um das Spannungsverhältnis zwischen handwerklicher Tradition und zeitgenössischem Design. Produziert wird Alga in Handarbeit in Indien und Pakistan, unter Bedingungen, die auf respektvolle Zusammenarbeit mit lokalen Handwerkerinnen und Handwerkern setzen. Die hohe Knotendichte von über 40.000 Knoten pro Quadratmeter, kombiniert mit einer Gesamthöhe von 40 Millimetern, macht den Teppich nicht nur optisch, sondern auch physisch spürbar. Die Oberfläche wechselt je nach Perspektive und Lichteinfall, bleibt dabei aber immer ruhig und offen – wie eine Landschaft, die sich nicht festlegen lässt. Alga ist kein Accessoire, sondern ein Statement: ein Objekt, das Räume nicht nur definiert, sondern verändert. Es steht exemplarisch für eine Designhaltung, die das Flüchtige ernst nimmt und Schönheit nicht als Selbstzweck, sondern als Einladung zur Auseinandersetzung versteht. Weitere Informationen unter nanimarquina