Wie beeinflusst der Salone del Mobile die globale Designszene und welche Trends beobachten Sie in diesem Jahr? Der Salone del Mobile hat sich zu einem zentralen Treffpunkt für Kreative aus aller Welt entwickelt und ich habe den Eindruck, dass er die globale Designszene maßgeblich beeinflusst. Er zieht nicht nur das Publikum der Interieur-Branche an, sondern wirkt auch interdisziplinär. Besonders beeindruckend ist, dass während des Salone del Mobile ganz Mailand zu einem Ort der Begegnung und des Austauschs wird, anders als beispielsweise die Fashion Week in Paris, wo vieles hinter verschlossenen Türen stattfindet, stehen in Mailand die Türen offen für alle. Ich habe viele Positionen wahr genommen, die natürliche sehr direkt mit technischen Materialien verbinden. Und Produkte aus einem Material haben mich fasziniert, wie z.B. ein tolles Projekt der Hochschule Ecal aus Lausanne, die aus Schwämmen großartige Produkte entstehen haben lassen.
Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihrem Designprozess, und sehen Sie eine zunehmende Bedeutung dieses Themas auf dem Salone del Mobile?
Nachhaltigkeit ist seit der Gründung meiner Marke PB 0110 im Jahr 2012 tief in unserem Designprozess verankert. Wir glauben, dass die Dinge, die wir täglich benutzen, im Laufe der Zeit an Individualität und Bedeutung gewinnen und eine wichtige Rolle in unserem Leben einnehmen. Daher versuchen wir die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass unsere Produkte sowohl gestalterisch als auch handwerklich langlebig sind. Unsere Taschen und Accessoires werden ausschließlich aus europäischen Ledern gefertigt, die nach den höchsten Standards der Branche zertifiziert sind. Dadurch stellen wir sicher, dass unsere Materialien nicht nur von bester Qualität sind, sondern auch umweltfreundlich und nachhaltig produziert werden. Auch auf dem Salone del Mobile sehe ich eine zunehmende Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit und nicht nur als Worthülse.
Wie wichtig ist die Interaktion mit anderen Designern und Kreativen während des Salone del Mobile für Ihre eigene Arbeit? Der Salone ist ein sehr gutes Beispiel dafür, was die digitale Welt nicht bieten kann. Den persönlichen, spontanen Austausch, oftmals aus dem Zufall geboren.
Wie sehen Sie die Zukunft des Möbeldesigns und welche Innovationen erwarten Sie in den nächsten Jahren? Ich wünsche mir, dass sich vielmehr um das Thema Reduce, Reuse and Recycle dreht. 2012 hat das Münchner Architekturbüro Muck Petzet eine sehr spannende Position im Deutschen Pavillon auf der Architektur Biennale mit der gleichnamigen Überschrift präsentiert. Den Übertrag auf die Möbelbranche kann ich mir gut vorstellen.
Gibt es bestimmte Rituale oder Routinen, die Ihnen helfen, kreativ zu bleiben? Fahrrad fahren und duschen.
Welche Designer oder Künstler bewundern Sie am meisten und inwiefern beeinflussen sie Ihre Arbeit? Bei mir wechselt es immer, im Moment bewundere ich die Arbeit des Künstlers Jeppe Hein.
Was war der bedeutendste Moment in Ihrer Karriere bisher und wie hat er Sie geprägt? Ich kann es nicht an einem Moment festmachen, aber was mich immer wieder fasziniert, ist tatsächlich die Interaktion mit wunderbaren Menschen innerhalb meines Teams in den verschiedenen Phasen meiner Karriere.
Wie balancieren Sie persönliche Projekte mit kommerziellen Aufträgen, die möglicherweise weniger kreative Freiheit bieten?
Ich empfinde den Unterschied nicht als Bürde, sondern als verschiedene Aufgabenstellungen, die ich mit derselben Leidenschaft angehe. Kommerzielle Aufträge und persönliche Projekte fordern unterschiedliche Herangehensweisen, aber beide bereichern meine Arbeit. Persönliche Projekte brauchen manchmal nur etwas mehr Zeit.
Interview: Bernard Werkmeister Foto: Mary Goldau