Helmut Newton und Berlin: Eine Lebenslange Liaison mit der Hauptstadt
Das Buch Berlin, Berlin von Helmut Newton und Matthias Harder ist mehr als nur eine Hommage an die deutsche Hauptstadt. Es gewährt einen einzigartigen Einblick in die Karriere eines der bedeutendsten Fotografen des 20. Jahrhunderts und offenbart zugleich die tiefe Verbindung zwischen Newton und seiner Geburtsstadt. Berlin, in all seinen Facetten – von den pulsierenden Straßen über schillernde Nachtclubs bis hin zur Film- und Kulturszene – war für Newton nicht nur Inspiration, sondern auch Bühne seiner Kunst.
Frühe Jahre und künstlerische Prägung
Helmut Newton, 1920 in Berlin geboren, begann seine fotografische Ausbildung bei der renommierten Porträt- und Modefotografin Yva (Else Neuländer-Simon), deren avantgardistischer Stil seine spätere Arbeit nachhaltig beeinflusste. Von 1936 bis 1938 lernte Newton bei Yva das Handwerk der Fotografie, bevor er 1938 aufgrund der politischen Verfolgung durch die Nationalsozialisten emigrieren musste. Doch selbst in der Ferne blieb Berlin ein wiederkehrendes Motiv in seinem Schaffen.
In den 1960er-Jahren begann Newton, für führende Publikationen wie Vogue, Constanze und später das SZ Magazin zu arbeiten. Dabei verband er Modefotografie mit den urbanen Eigenheiten Berlins und erschuf Szenarien, die das Flair der Stadt in einer Mischung aus Eleganz und Dramatik einfingen.


Die Serie „Berlin, Berlin!“
Ein Meilenstein in Newtons Schaffen war die 1979 entstandene Fotoserie Berlin, Berlin!, die im Auftrag der deutschen Vogue realisiert wurde. Für diese Arbeit kehrte Newton zu den Schauplätzen seiner Jugend zurück und setzte das aufstrebende Berlin der Nachkriegszeit in Szene – stets kombiniert mit zeitgenössischer Mode. Die Fotografien dieser Serie zeugen von Newtons unvergleichlichem Gespür für Atmosphäre und erzählerische Bildkompositionen.
Die Ausstellung, die anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Helmut Newton Stiftung gezeigt wird, greift den Titel der Serie auf und präsentiert eine umfangreiche Auswahl von Newtons Berliner Arbeiten, die von den 1930er-Jahren bis in die frühen 2000er reichen.
Die Jubiläumsausstellung und das begleitende Buch Berlin, Berlin bieten einen ebenso facettenreichen wie tiefgehenden Überblick über Newtons Schaffen. Neben ikonischen Modefotografien, die weltweit Berühmtheit erlangten, werden auch bislang weniger bekannte Werke ausgestellt. Diese beleuchten Newtons persönliche Beziehung zu Berlin und zeigen ungewöhnliche Perspektiven auf die Stadt.
Porträts von Berliner Filmgrößen wie Wim Wenders und Hanna Schygulla stehen neben Aktaufnahmen in Altberliner Pensionen. Besonders hervorzuheben ist seine Serie aus dem Jahr 1963, eine sogenannte „Mata-Hari-Spionage-Story“, die Newton entlang der Berliner Mauer inszenierte. Diese gilt bis heute als eine der wegweisendsten Modeproduktionen ihrer Zeit.




Der Kreis schließt sich
Ein besonderer Ort in Newtons Lebensgeschichte ist das heutige Zuhause seiner Stiftung: das ehemalige Landwehrkasino am Bahnhof Zoo. Von genau diesem Ort aus musste Newton 1938 vor dem NS-Regime fliehen. Mit der Gründung der Helmut Newton Stiftung kehrte ein Großteil seines künstlerischen Erbes nach Berlin zurück und schloss damit einen Kreis.
Die Jubiläumsausstellung zeugt von Newtons lebenslanger Verbindung zur Stadt und würdigt seine Rolle als Chronist Berlins im Wandel der Zeit. Die Ausstellung ist dabei nicht nur eine Retrospektive seines Schaffens, sondern auch eine Hommage an die Stadt, die ihn geprägt hat.
Ein Buch für Berlin- und Kunstliebhaber
Das begleitende Buch Berlin, Berlin, herausgegeben von Matthias Harder, vereint Newtons bekannteste Schwarz-Weiß-Fotografien mit weniger bekannten Schätzen seines Archivs. Harder, Direktor der Helmut Newton Stiftung, ergänzt die Bildwelt mit informativen Texten, die den Kontext der Werke aufschlüsseln und ihre Bedeutung für Newtons Gesamtwerk verdeutlichen.
Ob für Fans von Helmut Newton, Liebhaber der Fotokunst oder Bewunderer Berlins – das Buch ist ein visuelles und inhaltliches Erlebnis, das die Metropole und ihre einzigartige Atmosphäre in all ihrer Vielschichtigkeit einfängt.
Helmut Newton, Matthias Harder: Berlin, Berlin
- Hardcover, 255 Seiten
- ISBN: 978-3-7757-0068-8
- Preis: 50 €
- Multilinguale Ausgabe: Englisch, Französisch, Deutsch

Hier der RSVP Link