Zwischen Gravitation und Eleganz

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Wenn Design zur Sprache wird, die ohne Worte auskommt, dann ist es jene stille Kraft, die Angelo Mangiarottis Werke bis heute auszeichnet. Der Berliner Store ANDREAS MURKUDIS zeigt in Zusammenarbeit mit AGAPECASA eine Ausstellung, die mehr ist als ein ästhetisches Schaulaufen. Sie ist eine präzise komponierte Hommage an ein Werk, das Material, Gravitation und Logik in einem einzigen Entwurf zu vereinen versteht. Vier zentrale Kapitel aus Mangiarottis Schaffen bilden das Herz der Ausstellung: Die Eros-Serie mit ihrem ikonischen Schraubenverzicht, das modulare Cavalletto-System, die geometrisch-strengen Incas-Tische und die skulpturale Eccentrico-Serie.

Im Fokus steht ein Eros-Tisch aus seltenem rosa Portogallo-Marmor, der in seiner statischen Konstruktion auf physikalische Prinzipien statt auf mechanische Hilfsmittel setzt. Die Tischplatte ruht allein durch präzise gefertigte Passformen auf den konischen Beinen – ein Prinzip, das Stabilität und Leichtigkeit in einem Statement vereint. Diese radikale Reduktion ist kein Selbstzweck, sondern Ausdruck einer Haltung, die Architektur nicht als Machtgeste, sondern als aufrichtigen Dialog zwischen Funktion und Form versteht.

Auch das Cavalletto-System folgt dieser Denkweise. Bereits in den 1950er Jahren von Mangiarotti gemeinsam mit Bruno Morassutti entworfen, wirkt das Stecksystem mit seiner modularen Logik aktueller denn je. Bücherregale, Daybeds und Couchtische aus naturbelassener Eiche zeigen, wie aus strukturellem Denken Raum entsteht – wandelbar, wiederholbar und doch einzigartig.

Ebenso charakteristisch ist der Incas-Tisch, dessen Name auf uralte Bauweisen verweist und der mit seiner schlichten Geometrie zwischen Skulptur und Alltagsgegenstand changiert. Seine massive Präsenz wird durch die präzisen Fugen und das spannungsreiche Spiel aus Gewicht und Balance entschärft – ein Möbel, das mehr ist als ein Tisch: ein architektonisches Manifest im Kleinformat.

Neben den Möbelstücken entfaltet sich Mangiarottis Welt durch originale Entwurfszeichnungen, die auf durchscheinendes Transparentpapier gedruckt und auf LED-Röhren gespannt eine nahezu schwebende Präsenz entwickeln. Sie verweisen auf eine Zeit, in der Architektur noch von Hand gedacht wurde – und in jedem Strich eine Haltung sichtbar wird. Die großformatigen Skizzen, ergänzt durch Fotocollagen aus dem AGAPECASA-Katalog, erzählen von einem Gestalter, dessen Arbeiten bis heute als Blaupausen für eine funktional durchdachte Ästhetik gelten.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 21. Juni 2025 bei ANDREAS MURKUDIS in der Potsdamer Straße 81, 10785 Berlin, und lädt dazu ein, Designgeschichte nicht nur zu betrachten, sondern sinnlich zu erfahren – im Dialog mit einem der bedeutendsten Visionäre des italienischen Nachkriegsdesigns. Der Besuch eröffnet neue Perspektiven auf das Zusammenspiel von Form und Funktion, von Intuition und Ingenieurskunst. AGAPECASA, als Lizenzmarke der italienischen Designinstitution Agape entstanden, übernimmt heute die Aufgabe, Mangiarottis Originale neu zu interpretieren – mit einer kompromisslosen Nähe zum Ursprung, aber zugleich einem Bewusstsein für heutige Kontexte. Alle Stücke der Kollektion – ob Tisch, Regal oder Vase – sind Ausdruck einer Idee, die jenseits von Mode Bestand hat: gutes Design als Synthese aus Materie, Technik und Gedanke. Gerade in einer Zeit, in der viele Designobjekte als beliebig erscheinen, wirkt Mangiarottis Werk wie ein ruhiger Gegenentwurf. Es erinnert daran, dass gutes Design nicht laut sein muss, um Wirkung zu entfalten – und dass die Klarheit einer Idee oft stärker spricht als jeder Trend. Weiter Informationen unter AGAPECASA und ANDREAS MURKUDIS

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