Text: Bernard Werkmeister
Anlässlich des Salone del Mobile in Mailand demonstriert eine außergewöhnliche Zusammenarbeit zwischen der Münchner Architektin und Künstlerin Marie Aigner und dem Modelabel CAMBIO, wie zukunftsweisend sich Mode, Architektur und Nachhaltigkeit miteinander verknüpfen lassen. Im Zentrum steht eine Serie von Kunst- und Designobjekten aus recyceltem Denim, die nicht nur visuell überzeugen, sondern auch raumakustisch wirken und ein neues Verständnis von Materialnutzung eröffnen. Was auf den ersten Blick wie ein ästhetisches Statement erscheint, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als vielschichtige Auseinandersetzung mit Kreislaufdenken, Funktionalität und der sinnlichen Qualität von Stoffen im Raum.


Marie Aigner, bekannt für ihre akustisch wirksamen Oberflächen und konzeptionellen Raumlösungen, verwandelt Stoffreste aus der CAMBIO-Produktion in Objekte, die über das Sichtbare hinaus wirken. Ein zentrales Werk ist das „Daybed“, das Liegefläche und Klangobjekt zugleich ist – gefertigt aus Denimresten, bewusst schlicht in der Form und dennoch komplex in seiner Wirkung. Es steht exemplarisch für eine Gestaltungsweise, die Funktion und Form nicht trennt, sondern als gleichwertige Komponenten nachhaltigen Designs versteht.
Auch weitere Exponate wie ein skulpturaler Stuhl, eine textile Deckeninstallation und ein abstrahierter Kaktus fügen sich in diesen konzeptionellen Rahmen ein. Sie alle bestehen aus recycelten Materialien, sind steckbar statt verklebt, leicht demontierbar, transportabel und wiederverwendbar – Eigenschaften, die in der heutigen Designpraxis mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. Besonders eindrücklich tritt diese Haltung im Objekt „Tatzelwurm“ zutage: eine wandlungsfähige Liegelandschaft, inspiriert von einer sagenhaften Kreatur, befüllt mit recycelten PET-Kügelchen und komplett aus Denim gefertigt. Die Figur lässt sich als große Fläche nutzen oder in einzelne Sitzkissen zerlegen – ein flexibles, interaktives Werk, das den Dialog zwischen Mensch, Raum und Material sucht.


Ergänzt wird die Präsentation durch eine Capsule Collection aus sechs GOTS-zertifizierten Denim-Modellen, die CAMBIO gemeinsam mit Marie Aigner entwickelte. Die Kollektion überträgt architektonische Präzision in tragbare Silhouetten und vereint strukturiertes Design mit einer klaren nachhaltigen Haltung. Breite Schnitte, verkürzte Längen, elastische Bündchen und markante Linien – Modelle wie die O-Shape-Jeans ODILA, die Wide-Leg-Passform ALINA oder die CROPPED-Varianten ALMA und PALAZZO setzen auf Klarheit, Komfort und Zeitgeist. Auch hier zeigt sich: Mode kann nicht nur schön, sondern auch sinnvoll sein.


CAMBIO gehört seit Jahrzehnten zu den festen Größen der deutschen Modebranche. Die Marke steht für Qualität, Passform und einen urbanen Look, der sich kontinuierlich weiterentwickelt – immer mit Blick auf eine moderne, selbstbewusste Trägerin. Besonders im Bereich Denim hat sich das Unternehmen mit Sitz im bayerischen Wald einen Namen gemacht: durch innovative Schnitte, hochwertige Stoffe und einen wachsenden Fokus auf verantwortungsvolle Produktion. Die Verwendung von Stoffresten und recyceltem Material in der Kooperation mit Marie Aigner ist kein einmaliges Projekt, sondern Ausdruck eines tiefergehenden Umdenkens innerhalb der Marke – ein Schritt in Richtung zirkulärer Modekonzepte, bei denen Design, Technik und Verantwortung Hand in Hand gehen.
Die gesamte Kooperation versteht sich als Beitrag zu einer neuen Gestaltungshaltung, in der Ressourcenverantwortung, Ästhetik und Innovation zusammenfinden. Es geht nicht um bloße Statements, sondern um einen Perspektivwechsel – darüber, wie Design heute gedacht, produziert und erlebt werden kann. Die verwendeten Materialien erzählen eine Geschichte von Transformation, die Objekte selbst öffnen Denkräume über Kreisläufe, Funktion und sinnliche Erfahrung.
Marie Aigner und CAMBIO geben mit diesem Projekt keine schnellen Antworten, sondern stellen intelligente Fragen. Ihre Arbeit ist ein Plädoyer für bewusstes Gestalten und ein Beispiel dafür, wie aus Reststoffen neue Bedeutung entstehen kann – leise, durchdacht, wirkungsvoll. Ein Impuls, der weit über die Messehallen hinaus wirkt. Weitere Informationen unter CAMBIO und MARIE AIGNER Fotos: PR/Cambio