Unter einem Dach

In unserer schönen Isar-Metropole haben ca. 8.200 Menschen kein Dach über dem Kopf – 1.700 davon sind noch minderjährig. Toll, dass es Menschen gibt, die helfen: Schauspielerin Jutta Speidel schafft mit ihrer Organisation HORIZONT e.V Perspektiven!

TEXT: ALICA MARR

Im Jahr 2022 jährt sich das Gründungsjubiläum von HORIZONT e.V. zum 25. Mal.
Großartig, denn die Organisation konnte bereits über 2800 obdachlosen Kindern und
Frauen zu einem erfolgreichen Neubeginn verhelfen. Es besteht immenser Bedarf, die
Zahlen erschrecken: Im wohlhabenden München sind derzeit etwa 8.200 Menschen
wohnungslos, circa 1.700 davon Kinder und Jugendliche: unvorstellbar. Das findet auch
Schauspiel-Ikone Jutta Speidel. Als sie 1997 auf die Situation aufmerksam wird,
gründet sie die Initiative „HORIZONT e.V.“. Das Ziel: wohnungslosen Müttern und
Kindern ein Dach über dem Kopf bieten und neue Perspektiven für sie schaffen. Meist
rutschen Frauen mit ihren Kindern aufgrund von Trennung und Missbrauch durch
Familienmitglieder in die Obdachlosigkeit. Seit der Jahrtausendwende hat sich die
Gewalt an Frauen hierzulande verdoppelt, die Pandemie gießt weiter Öl in das Feuer –
mehr Menschen denn je werden Opfer häuslicher Gewalt. Auch die Flucht aus
Kriegsgebieten ist ein häufiger Grund für Wohnungs- und Perspektivlosigkeit. Aktuell
gibt es in München zwei HORIZONT-Häuser mit unterschiedlichen Ausrichtungen: Das
HORIZONT-Schutzhaus steht traumatisierten Frauen und Kindern bei der Aufarbeitung
ihrer Erlebnisse zur Seite. Der Bau bietet derzeit über 80 Menschen ein Zuhause. Die
Organisation bietet Kinderbetreuung und zahlreiche Bildungsangebote wie Sprachkurse
und Bewerbungstrainings. Das erhöht die Chance auf eine erfolgreiche,
gesellschaftliche Wiedereingliederung.
Das zweite Haus „Domagkpark“ ist darauf auslegt, dauerhaft bezahlbaren Wohnraum
zu bieten. Das Konzept öffnet sozial benachteiligten Familien die Tür. Auf der Anlage
gibt es eine Kita mit 12 Krippen- und 25 Kindergartenplätze, ein Restaurant und eine
Kulturbühne. Die Angebote stehen der Allgemeinheit offen, nachbarschaftliche
Vernetzung ist erwünscht – das begünstigt Begegnungen zwischen den Familien aus
dem HORIZONT-Haus und Menschen anderer sozialer Herkunft. So werden
sprachliche Barrieren überwunden und Freundschaften auch außerhalb der eigenen
demografischen Gruppe geknüpft: die Grundvoraussetzung für gesellschaftliche
Integration.
Jetzt ist ein drittes Haus geplant: für die Mitarbeiter der Organisation das schönste
Geschenk zum 25. Jubiläum! 2025 soll der Bau abgeschlossen sein – er wird künftig
über 80 Müttern mit Kindern temporären Wohnraum bieten. Vor allem aber wird hier
das Fundament gelegt für ein selbstbestimmtes, chancenreiches Leben.