Kennen Sie das? Es gibt Möbel, die beamen einen sofort zurück in den Urlaub. So wie der Acapulco Chair, benannt nach der pulsierenden Stadt an Mexikos Pazifikküste. Man denkt sofort an Sonne, Strand und Meer, denn der Stuhl ist luftig, leicht und farbenfroh. Mit einem Drink auf der Terrasse oder dem Balkon versinkt man darin, ach, der Sommer dürfte ewig bleiben. Schon immer war der Acapulco Chair mehr Lebensgefühl als Möbelklassiker. Und auch wenn der einstige Jet-Set-Ort der 1950er- und 1960er-Jahre jüngst von einem Hurrikan und dem Klimawandel für immer zerstört worden ist, bleibt sein glamouröses Flair. Immerhin trafen sich an dem schillernden Hotspot die Schönen und Reichen. Elvis Presley, James Dean und Elizabeth Taylor entspannten dort. Die Kennedys verbrachten hier sogar ihre Flitterwochen.

Wer den Stuhl erfunden hat, weiß bis heute niemand. Legenden darüber hörte auch der Münchner Benjamin Caja, als er 2014 in einer Auszeit Mexiko bereiste. Ob ein französischer Tourist, ein lokaler Bäcker oder traditionelle mexikanische Kunsthandwerker auf die Idee kamen – das Prinzip, nach dem der Stuhl hergestellt wird, ist nach wie vor simpel: ein drei-beiniges, zartes Gestell und zwei Ringe, verbunden mit den typischen Schnüren aus elastischem Kunststoff. Dass es dabei auf höchste Qualität, auf jahrelang trainierte Fingerfertigkeit und geheime Kniffe ankommt, lernte Caja von einem alten Mann in Mexico-Stadt, der die Acapulco Chairs auf der Straße webte. Spontan beschloss er, den Stuhl mit dem ikonischen Design nach Europa zu bringen. Sprach’s, reiste nach Hause und gründete die Marke „Acapulco Design“, die inzwischen in Kooperation mit Designern aus Deutschland eine Serie zeitgemäßer Interpretationen des Stuhls entwickelt hat, inklusive einer kleinen Variante für Kinder.


Seit sechs Jahren importiert der Unternehmer Benjamin Caja nicht nur zeitlos schöne Trendmöbel, sondern mit dem „Acapulco“-Flair auch mexikanische Gelassenheit und Lebensfreude nach Deutschland. Obwohl es keine Lizenz für das Design gibt, legt Caja Wert darauf, den Kultsessel in ursprünglicher Form und Größe in Mexiko produzieren zu lassen. Neben den vielen Kopien, die es auf dem Markt gibt, setzt sich Benjamin Caja durch seine authentische Produktion ab. Der echte Acapulco Chair ist aufwendige Handarbeit und wird in einer kleinen Fabrik in Mexiko hergestellt.
Noch immer definiert sich der Stuhl durch seine geschwungene Form, sie erinnert ein wenig an eine halbe Avocado. Auch der Abstand der Kordeln zueinander muss stimmen, denn nur dann schneiden die Kordeln nicht in die Haut ein, sondern passen sich perfekt dem Körper und der Sitzhaltung an.
Neben der bequemen Sitzschale sind die Farben ein wichtiges Markenzeichen. Es gibt monochrome Modelle, unzählige Farbvarianten und neben der wetterbeständigen Outdoor-Version eine edle Variation mit Lederbespannung für den Innenbereich. Nachhaltige, faire Produktion ist dabei selbstverständlich. Die UV-beständigen Kunststoffschnüre enthalten keine Schadstoffe, die Outdoor-Möbel werden auf traditionelle Weise in einer Manufaktur in Mexiko-Stadt gefertigt.
Mittlerweile hat die Designfirma mit Sitz in München eine kleine, aber feine Acapulco-Kollektion herausgebracht. Neben dem Lounge-Sessel gibt es Hocker, Dining Chairs und sogar einen „Rocking Chair“, auf dem man sich schaukelnd in die schillernde Welt des alten Hollywoods zurückschwingt. Niedrige Beistelltische und der „Ring Table“, den Benjamin Caja jüngst zusammen mit Industrie-designerin Olivia Herms lanciert hat, ergänzen das Pro-gramm. Im Gegensatz zum Stuhl wird der Tisch allerdings in der Nähe des Tegernsees produziert. Made in Germany ist hier das Qualitätsmerkmal.

Noch mehr Farbe bringen die bunt glasierten Keramikvasen „Los Floreros“ (das spanische Wort dafür) ins Wohnzimmer. Die in Portugal handgefertigte Töpferware ist nach Musikinstrumenten der Mariachi-Musik, „Trompeta“ und „Rumba“, sowie nach den „Cenote“-
Wasserhöhlen auf der Halbinsel Yucatan benannt. Ein echtes Sammlerstück könnte die limitierte Edition des „Jalisco Chair“ werden. Jedes Exemplar ist ein Unikat.
Er heißt so wie der im Westen von
Mexiko gelegene Bundesstaat, wo Tequila und Mariachi Musik herkommen.
Farbenfroh und dicht gewebt ist der Stuhl modern, mexikanisch und nostalgisch zugleich. Lässiger kann man heute kaum loungen.
Weitere Informationen unter https://acapulcodesign.eu
TEXT: Gabi Czöppan