Ein neuer Schritt in der Modebranche

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Die Pitti Uomo in Florenz, eine der weltweit führenden Messen für Männermode, setzt erstmals ein Zeichen, indem sie Design aus Deutschland in einem eigenen Bereich vorstellt. Der international renommierte Stylist und Markenscout Julian Daynov hat die ausstellenden Marken sorgfältig ausgewählt, um jungen Talenten aus Deutschland mehr internationale Sichtbarkeit zu verschaffen. Ähnlich wie der Begriff „Neudeutsch“ die Weiterentwicklung der deutschen Gegenwartssprache beschreibt, sollen die Entwürfe der ausgewählten Labels die Entwicklung des deutschen Designs durch neue, interkulturelle Einflüsse widerspiegeln.

Daynov betont, dass viele dieser Marken auf dem historischen Designererbe Deutschlands aufbauen, es jedoch durch individuelle kulturelle Einflüsse neu interpretieren. Die Vielfalt der deutschen Gesellschaft, geprägt durch internationale Einflüsse von Menschen aus verschiedenen Kulturen, spiegelt sich nicht nur im gesellschaftlichen Leben wider, sondern auch in ihrer gestalterischen Arbeit.

Mehr als 20 Marken wurden von Daynov für die Messe ausgewählt, die vom 9. bis 12. Januar auf dem Gelände der Fortezza da Basso stattfindet. Neben Mode werden auch deutsche Produktdesigns präsentiert. Bekannte Labels wie das Neuköllner Haderlump Atelier und Avenir, die Upcycling-Marke von Sophie Claussen, sind vertreten. Ebenso das Label Hernán, das sich auf Lederteile und verspielte Accessoires konzentriert.

Die Pitti Uomo war lange Zeit ein Zentrum für klassische Herrenmode, hat aber mittlerweile auch Platz für lässige Streetwear-Labels, avantgardistische Designerinnen und Designer sowie Marken, die sich nicht mehr an strikte binäre Mode halten. Die „Neudeutsch“-Fläche spiegelt diese Vielfalt wider und berücksichtigt die zunehmende Verschmelzung von Männer- und Frauenkollektionen in der Modebranche.

Marke, ein Label von Mario Keine, das 2021 gegründet wurde, setzt auf Nachhaltigkeit und Individualität. Die Bekleidung, Schmuck und Accessoires werden ausschließlich auf Bestellung gefertigt, um Überproduktion und Textilabfall zu vermeiden. Mario Keine verwendet ausschließlich Deadstock-Materialien, Reststoffe, die von anderen Labels nicht genutzt wurden, für seine inspirierten Entwürfe. Die Präsentation auf der Berlin Fashion Week im Juli zeigte taillierte Jacken, Mäntel mit auffälligen Details und fließende Hosen. Im Februar wird Marke erstmals eine Schau auf der Berliner Modewoche inszenieren, um seine einzigartige Vision zu präsentieren.

Frnkow wurde von dem Geschwisterpaar Frank und Nadja Lin ins Leben gerufen. Ihr Label konzentriert sich auf hochwertige, minimalistische Mode und Wäsche, mit dem Ziel, männliche Normen und normierte Männlichkeit zu hinterfragen. Die Gründer möchten dem Träger ihrer Kleidung die Freiheit geben, Maskulinität auf individuelle Weise zu interpretieren. Klassische Designs werden hier auf subtile Weise sinnlich umgesetzt, zum Beispiel durch kunstvoll drapierte Off-Shoulder-Oberteile, fließende Hemden und Blusen aus teilweise transparenten Stoffen oder sanft plissierte Hosen. Die Kollektionen zeichnen sich durch Leichtigkeit und Zartheit aus und werden größtenteils im eigenen Studio in Stuttgart unter Einhaltung des Oeko-Tex-Standards 100 hergestellt.

Julian Daynov, der in New York aufgewachsen ist, ist ein Experte auf dem Gebiet, den in Berlin nur wenige so gut kennen. Er hat bereits als Einkäufer, kreativer Berater, Modedirektor und Trendscout gearbeitet und Erfahrungen mit Luxuskaufhäusern wie Saks Fifth Avenue und Harrods sowie mit namhaften Marken wie Chanel, Nike und Rolls Royce gesammelt. Zuletzt hat Daynov in Zusammenarbeit mit der Bielefelder Traditionsmarke Seidensticker seine eigene Modelinie kreiert. Kein Wunder also, dass die Organisatoren der Pitti Uomo ihn gebeten haben, eine Plattform für deutsches Design zu schaffen.

Die Idee eines solchen Projekts habe schon länger bei den Veranstaltern der Modemesse Pitti Uomo bestanden, so Antonio Cristaudo. Mit Julian Daynov haben sie nun einen Partner gefunden, der sowohl die Designansprüche im Einkauf als auch die wirtschaftlichen Anforderungen des Einzelhandels kennt. Daynov hat bewusst auf die Zusammenarbeit mit größeren Organisationen oder Sponsoren verzichtet, um die Kontrolle über das zu behalten, was vor Ort präsentiert wird. Die Teilnahme an „Neudeutsch“ ist für alle teilnehmenden Marken übrigens kostenfrei.

Die Ausstellung soll nicht nur zeitgenössische und gut verkaufbare Kleidung präsentieren, sondern auch Marken aus den Bereichen Beauty, Interior sowie Food & Beverage integrieren. Der Fokus liegt zwar auf Mode, aber Daynov war es wichtig, einen repräsentativen Querschnitt deutschen Designs in verschiedenen Bereichen zu zeigen. Zu den ausgewählten Teilnehmern gehören unter anderem New Tendency, ein in Berlin ansässiges Kreativstudio für modernistisches Objektdesign, sowie Budde, eine renommierte Möbelfirma aus Köln. Auch Kunstwerke der Illustratorin und Designerin Sarah Illenberger werden zu sehen sein, ebenso wie eine spezielle Edition von Sawade, der ältesten Pralinen-Manufaktur Berlins, für diesen Anlass.

Julian Daynov hofft, dass die weniger bekannten Aussteller die Chance nutzen, sich in Florenz zu präsentieren und möglicherweise in den renommiertesten Geschäften der Welt platziert und verkauft zu werden. Dies ist jedoch nur möglich, wenn die Verantwortlichen die Marken sehen und erleben können. Die Pitti Uomo ist dafür ein idealer Ort: Im Jahr 2022 besuchten laut den Messeveranstaltern rund 17.000 Branchenexperten die Veranstaltung, darunter allein 11.900 Einkäufer. Daynov wünscht sich, dass die Marken die Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdienen, und die Möglichkeit nutzen, direkt mit den wichtigen Entscheidungsträgern im Einzelhandel in Kontakt zu treten.


Obwohl Daynov optimistisch ist, betont er auch realistisch, dass Designer nicht über Nacht berühmt werden. Echter Erfolg erfordert harte Arbeit und Durchhaltevermögen. Er hofft, dass einige der Marken es schaffen, zunächst auf die Beobachtungsliste wichtiger Kaufhäuser oder Concept Stores zu gelangen und später tatsächlich Aufträge zu erhalten. Daynov freut sich darauf, die „Neudeutsch“-Marken zur Pitti Uomo zu bringen, aber letztendlich liegt es an ihnen, zu liefern.

Die Labels, die Daynov für die Veranstaltung ausgewählt hat, sind Acceptance Letter Studio, Avenir, Budde, Equality Perfumes, Frnkow, Haderlump, Hernán, International Citizen, J’ai Mal À La Tête, Marke, Muti, Noam, New Tendency, OBS, OFTT, Sarah Illenberger und Sebastian Herkner.

Die Pitti Uomo hat beschlossen, deutschen Designern eine Plattform zu bieten, und mit Julian Daynov den richtigen Partner gefunden. Daynov, der sowohl als Einkäufer für Saks Fifth Avenue tätig war als auch als Berater für Marken, Content Creator und Trend-Forecaster fungiert, verbindet Designansprüche mit wirtschaftlichen Anforderungen. Antonio Cristaudo, Chief Commercial and Development Officer von Pitti Immagine, betont, dass dieses Gleichgewicht entscheidend ist, um den Bedürfnissen der Branche gerecht zu werden. Mit dem Neudeutsch Showcase möchten sie die Bedeutung der deutschen Mode-Community für den Erfolg der Pitti Uomo unterstreichen.

Fotos: PR Pitti

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