„Ich arbeite als Pokerspieler, Trüffelschwein und als Lieschen Müller“!

Richard Distler, 43, ist einer von sieben Veranstaltern des angesagten Clubs Neuraum mitten in München. Nach der Corona-Zwangspause stehen bei ihm alle Zeichen auf Gas geben. Als Booker und Programmgestalter ist er für das Image und den Output des Clubs verantwortlich. Hier verrät er, wie er sich durch den Dschungel der Trends bewegt, welche Zielgruppe er anvisiert und wie aus einem hartarbeitenden Team eine Familie entsteht.

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Die erste Frage gehört Corona! Wie fühlst du dich nach der Zwangspause?
Sehr gut und sehr ungewohnt. Plötzlich ist die Maske weg und wenn ich eine tragen würde, wäre ich der einzige. Die Jugend freut sich wie verrückt und das hat sie auch verdient! 

Kommen nach der Pause andere Gäste?
Das Publikum ist im Moment sehr, sehr jung. Man merkt, dass es Anfänger sind, die gerade erst das Nachtleben für sich entdecken und die tatsächlich fragen, ob man irgendwo seine Jacke abgeben kann. Aber das wird sich alles einspielen.

Müsst ihr für das neue Publikum auch ein neues Programm machen? 
Nein, vom Programm her machen wir da weiter, wo wir aufgehört haben. Was Neuraum betrifft, geht es um internationale Bookings. Da gehen wir natürlich immer nach dem Puls der Zeit. Trotz der Pause wissen wir noch, was die Jugend gerne hört!

Welche Trends sind nach Corona angesagt und wie findest du sie?
Ich sehe mich als eine Art Trüffelschwein, das so tickt und denkt wie Lieschen Müller, die ungefähr achtzehn Jahre alt ist. Das ist mein Hauptjob. Da geht es nicht um meinen Geschmack, sondern um den der Gäste. Die Tendenz geht jetzt gerade wieder zu Deep House und Tech House, aber auch Richtung Hardstyle. Bei den Bookings verwandele ich mich dann wieder in einen Pokerspieler, der seine Karten gut im Griff hat. 

Ihr seid ja sieben Leute im Vorstand! Wie arbeitet ihr miteinander? 
Grundsätzlich bin ich sehr dankbar, dass ich sechs weitere Partner habe. Während Corona hat sich gezeigt, dass vierzehn Schultern mehr stemmen als einer allein – organisatorisch und mental. Unsere wöchentliche Vorstandssitzung hat lange Zeit virtuell stattgefunden. Wir haben uns gegenseitig den Trübsal ausgeredet. Jetzt geben wir wieder gemeinsam Gas.

Wie kommt ihr miteinander klar, was ist euer Geheimnis?
Uns kann man getrost als eine Art Kommune bezeichnen. Jeder hat seinen Aufgabenbereich, was das Tagesgeschäft betrifft. Ich bin quasi der Programmdirektor. Dann gibt es natürlich jemanden, der für das Personal zuständig ist, für die Buchhaltung, die Instandhaltung usw. 

Stimmt ihr bei schwierigen Themen ab?
Nach 25 Jahren gibt es natürlich Höhen und Tiefen. Das Thema Geld muss zum Beispiel für alle zufriedenstellend sein! Aber das Wichtigste ist die Akzeptanz der Mehrheit. Wenn bei einer Entscheidung vier zu drei gegen dich sind, musst du damit leben. Demokratie ist etwas Tolles und wird bei uns gelebt. 

Welche Werte sind euch wichtig in eurem Club?
Obwohl wir ein großer Betrieb sind, sehen wir uns als Familie. Durch die Co-
rona-Zeit hat sich unser Zusammenhalt intensiviert. Wir gehören nicht zu den Chefs, die am Freitag mit einer Schubkarre Kleingeld reinbringen und abends die Scheine wieder rausfahren. Wir sind abwechselnd vor Ort und wissen, worum es geht! 

Was kommt für euch nicht in Frage?
Ein VIP-Bereich, wo nur bestimmte Leute reinkommen, die deutlich mehr Geld zahlen. Das würde nicht zu uns passen. 

Was ist dein persönliches Highlight für die neue Saison?
Ich freue mich besonders auf den australischen DJ und Musikproduzenten Will Spark, der am 20. Mai auftritt! Wir kennen uns schon länger, und ich schätze ihn sehr als Mensch und als Künstler.  

Als Workaholic musst du wach bleiben! Was ist dein persönlicher Red Bull Moment?
Red Bull hilft mit, die Nächte auf wunderbare Weise zu überstehen! Mein bester Moment hängt aber mit einer Red Bull Einladung zum Open-Air-Musikfestival Tomorrowland zusammen. Das Highlight auf der Rooftop Party war eine freischwingende Schaukel, die hoch über der Straße schwebte. Das war der Wahnsinn! Diese persönliche Herausforderung werde ich niemals vergessen!  

Portrait: Vincenzo Buscemi Interview: Ulla Jacobs

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