Einfahrt in den Hafen von Amsterdam

Hausboot Ahoi!

Im Hausboot durch Holland tuckern bedeutet: Tulpen, Windräder, frische Luft und sympathische Begegnungen. Und ein bisschen Aufregung an den Schleusen und Brücken.

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„40 Gärtner pflanzen jedes Jahr sieben Millionen Blumenzwiebeln. Nach der Saison werden diese wieder aus dem Boden entfernt und im Herbst beginnt ein neuer Zyklus von Bepflanzung, Blüte und Rodung“, erzählt Annelis. Sie ist Holländerin, spricht fließend Deutsch und begleitet uns durch den farbenprächtigen Keukenhof. Narzissen, Orchideen und andere Blumen blühen hier um die Wette und allein zweieinhalb-tausend Tulpenarten in allen Farben und Formen recken sich stolz Richtung Sonne. „Der schönste Frühlingspark der Welt“ ist unser erster Landgang auf einer dreitägigen Fahrt auf dem Hausboot durch Kanäle und über Seen.

Jedes Jahr im Frühling verzaubert der Keukenhof mit neuen Blumenarrangements.

Unser Kurztrip startet in Leiden: Zwei Boote, sechs Personen. Verena, Claudia und Jasmin in dem einen Boot und Yvonne, Andreas und ich in dem anderen. Yvonne leitet Vertrieb und Marketing bei Locaboat Holidays. Andreas und ich schreiben. Alles wird uns genau erklärt. Motor, Wasser, Strom, Müll, Facilities an Bord, Verkehrsregeln, Anlegen, Ablegen, Verhalten im Hafen. Dann folgt eine Runde Praxis. Einen Führerschein braucht man nicht und eine Gewässerkarte verrät die Route. Unsere ist toll! Also die Route. Die Karte auch, denn sie ist voller interessanter Zeichen. Zur Not gibt es das Handbuch. Und eine Telefonnummer, die man anrufen kann.

Auf der Gewässerkarte werden Routen, Brücken, Häfen, Baken und andere Seezeichen
sowie Schleusen angezeigt.

Auf dem Seengebiet Kagerplassen machen wir erste Fahrversuche. Windmühlen begleiten uns am Uferrand, insgesamt 20 gibt es in der Gegend – Drehen sich die Flügel, ist der Müller zu Hause. Erster Stopp ist die Marina Kaagdorp. Hier bleiben wir über Nacht.

Ein grandioses Abendessen gibt es im Het Oude Dykhuys im Ort Lisserbroek, nicht weit weg von unserem Liegeplatz.

Die erste Nacht auf dem Boot ist herrlich ruhig und die Kabinen haben alles, was man braucht:
je zwei bis drei Betten, Stauraum für Kleidung, Dusche, Toilette, Waschbecken, viele Haken.
Dazwischen liegen eine gut ausgestattete Küche, der große Esstisch mit einer gemütlichen Bank und der Innensteuerstand. Das Boot ist äußerst komfortabel und ausgeklügelt gestaltet. Auch die Heizung funktioniert bestens. An Deck gibt es einen weiteren Steuerstand und ein Bimini-Verdeck, falls die Sonne zu stark herunterknallt. Dieser Tage ist das nicht nötig.

Meistens sind wir oben und genießen den Ausblick und die fantastische frische Luft.

Frühstück an Bord und Leinen los! Wir haben eine große Strecke vor uns bis Amsterdam. Die Fahrt ist entspannt. Geradezu meditativ. Nicht viel los auf den Kanälen. „Im Sommer ist es voller“, erzählt Yvonne. Aktuell ist es den meisten zu kalt auf dem Wasser.

Wir tuckern an stilvollen schwimmenden Häusern vorbei, verscheuchen Entenfamilien, winken und grüßen in alle Richtungen. Die Menschen sind auffallend freundlich in Holland. Wer Boot fährt, ist Teil einer großen Familie.

„Siehst du eine Telefonnummer oder einen Knopf?“ ruft Käptn Yvonne immer wieder und ich
kenne meine Rolle inzwischen: Richtung Bug laufen und auskundschaften, was man für eine
Brückenöffnung tun soll. Muss man einen Button drücken und hat keine Affenarme, bedeutet
es: möglichst nah an die Meldesäule heranfahren. Danach heißt es: hoffen, dass uns geöffnet wird. Das kann manchmal dauern. Besonders, wenn man zur Rush-Hour hindurch
möchte. Da haben Autos und Fahrräder Vorrang.

Über die Kanäle in Holland spannen sich zahlreiche Brücken. Für mich als Anfängerin ist das
immer wieder aufregend. Passt man durch oder muss das Teil weichen? Und was genau
muss ich dafür tun? Auch Schleusen empfinde ich als eine große Herausforderung und
denke an die Rettungsboote auf der Titanic in dramatischer Schieflage. Doch die Schleusen
sind ganz easy. Und falls man das mit dem Anleinen und Ableinen nicht hinbekommt, helfen
die Schleusenwärter_innen gern.

Bald tauchen Amsterdams Vororte auf. Und die ersten orange verkleideten Grüppchen. Wir
sind am Koningsdag in der Stadt. Der 27. April ist der höchste Feiertag in den Niederlanden.
Willem Alexander hat heute Geburtstag. Treffen werden wir ihn leider nicht, er ist mit Maxima
und den Töchtern nach Maastricht gereist. Unsere Käptns Yvonne und Verena manövrieren
die Hausboote geschickt an Kreuzfahrtschiffen vorbei, meistern Gegen- und Nebenverkehr,
haben Fähren, andere Hausboote und alles im Blick, was im lebhaften Hafenbecken
unterwegs ist. In unsere Lücke am Anlegehafen müssen wir rückwärts hineinschippern. Gar
nicht so einfach. Wie gut, dass eine Reihe von Fendern ums Boot hängt und eine dicke
Gummilippe kleine Berührungen verzeiht.

Am Koningsdag tragen die Holländer traditionell Orange

Jetzt aber mal Vollgas geben: stolze 12 Kilometer pro Stunde. Allmählich hat man es auch
raus, wie ein Hausboot reagiert, wenn man am Steuerrad dreht. Unser nächstes Ziel ist
Weesp. Bilderbuchwindmühlen begleiten uns und stehen bereit fürs Fotoshooting. Das
Örtchen Weesp ist auch wieder ganz reizend und lohnt einen Bummel durch die Gassen.
Gastrotipp: Restaurant De Kruidenier. Bei schönem Wetter sitzt man idyllisch an der Gracht,
genießt Fisch, Fleisch, Vegetarisches, Veganes, tolle Weine und andere Getränke und einen
unfassbar netten Service. Auch drinnen ist der Laden wunderschön und stylisch.

Glücklich geschlemmt geht die Fahrt weiter nach Muiden. Immer wieder winken uns andere
Bootsfahrer_innen zu. Das macht man so in Holland. Während ich das Steuer übernehme,
waschen die anderen Gläser ab oder räumen auf, studieren die Karte, wickeln Seile
ordentlich auf, brühen Tee. Es gibt immer irgendetwas zu tun an Bord. In der netten
Kleinstadt Muiden erwartet uns das mittelalterliche Wasserschloss Muiderslot. Wir legen in
nächster Nähe im Hafen an und erleben eine spannende Tour mit dem Audio-Guide.

Zum Gedenken an den ersten Schlossherrn Graaf Floris zelebrieren wir unser
Abschiedsdinner im nach ihm benannten Restaurant in Muiden. Es stammt aus dem Jahr
1652 und ist wundervoll gemütlich und rustikal. Nach einer rund dreieinhalbstündigen Fahrt
am nächsten Morgen geben wir die Boote in Loosdrecht wieder ab. Fast ein wenig
wehmütig, denn so eine Reise im Hausboot durch Holland ist wirklich ein tolles Erlebnis.

Text und Fotos: © Carolin Fried

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